18 März 2016

In all den Jahren

Autorin: Barbara Leciejewski | Taschenbuch | 445 Seiten | (Liebes)Roman | acabus | ✦✦✦✧✧

Elsa und Finn leben Tür an Tür in München. Sie sind Freunde. Beste Freunde. Und allen Zweifeln ihrer Umwelt, allen Versuchungen und allen Gefühlen zum Trotz, wollen sie das auch bleiben, denn schließlich enden die meisten Liebesbeziehungen doch in einer Trennung: Aus Nähe wird Besitzanspruch, aus Zuneigung Gleichgültigkeit und so weiter. Man kennt das. Nein, Elsa und Finn wollen die bleiben, die sie sind, egal was auch passiert. Und es passiert so einiges, das ihre innige Freundschaft ins Wanken bringt, mal zur einen und mal zur anderen Seite hin. Der Roman schildert auf humorvolle, spannende und bewegende Weise diese ungewöhnliche und tiefe Freundschaft über einen Zeitraum von zwanzig Jahren hinweg, ihre Höhen und Tiefen, komische, glückliche und dramatische Momente und stellt dabei immer wieder die Frage: Wie viel Liebe verträgt eine Freundschaft?

Machte man denn immer alles falsch?
Lief man seinem Leben ständig hinterher? War man mit sich selbst ständig zur falschen Zeit am falschen Ort? 
Manchmal kam es mir so vor.
S. 260


In diesem Buch geht es um Elsa, die junge Schauspielerin, die beim Synchron arbeitet. Elsa war anfangs ein kleines Mauerblümchen, sie war still, schüchtern und tat alles, was andere von ihr verlangten, nur auf der Bühne blühte sie richtig auf. Eins hatten wir auch gemeinsam, der rote Kopf, der bei jeder auch nur im geringsten nervösen oder unangenehmen Situation kommt :D Ich mochte sie schon ab der ersten Seite. Da das Buch sich über 30 Jahre verteilt, konnte man wirklich wunderbar sehen, wie Elsa sich Jahr für Jahr immer weiterentwickelt hatte. Sie wurde sehr viel selbstbewusster und erwachsener. Ich war jedes mal richtig stolz, wenn sie sich gegen irgendetwas oder irgendjemand gewehrt hat und zu ihrer eigenen Meinung stand! Und trotzdem war sie immer noch ein so liebevoller Mensch, den man einfach sympathisch finden musste. Nicht immer habe ich ihre Männerwahl ganz verstanden, aber Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden :D
Finn war anfangs Elsas Nachbar, der sich im Laufe der Zeit zu ihrem besten Freund und ihrer besseren Hälfte entpuppt hat. Auch er ist Künstler, er malt Bilder. Diese Bilder wurden im Buch beschrieben, allerdings konnte ich mir leider nicht viel darunter vorstellen, da fehlte mir einfach die notwendige Vorstellungskraft. Finn war ein absolut offener Mensch, der das Wort Verlegenheit nicht kennt und wahrscheinlich keiner Fliege etwas zu Leide tun könnte. Natürlich mochte ich ihn, aber trotzdem hatte er so seine Eigenarten, mit denen ich nicht wirklich etwas anfangen konnte. Er hat, für meine Augen, ziemlich oft mit den Tränen kämpfen müssen, oder hat ihnen dann eben auch freien Lauf gelassen :D. Er war vollkommen sozial eingestellt, daher hatte in manchen Situationen, in denen er Handlungen von Elsa nicht nachvollziehen konnte, ziemlich barsch überreagiert. Doch Finn war wirklich ein herzensguter Mensch, den man einfach gernhaben musste!
Alle Charaktere waren sehr gut ausgearbeitet und hatten so viel Tiefe und Gefühl, dass sie unglaublich realistisch rüberkamen.

"Ich glaube, manche Menschen gehören einfach zusammen", antwortete Finn.
"Ja", sagte ich. "Das glaub ich auch."
S. 321


Dieses Buch lies sich so flüssig lesen, ich war ab der ersten Seite sofort im Geschehen drin und wusste nach jeder Pause sofort wieder, wo ich gerade war. Daher ein riesiges Lob für den Schreibstil! Die Geschichte an sich war auch sehr gut und überzeugend, jedoch war es für mich kein sehr großes Highlight. Ich habe aber das Buch mit einem Lächeln geschlossen und empfehle es auch gerne weiter an Menschen, die gerne Bücher über das Leben mit viel Gefühl lesen. Der ganze Alltag mit seinen ganzen Tücken wurde hier so realistisch beschrieben, dass ich mich manchmal selbst darin erkannte. Ich muss aber auch warnen: Wer ein ungeduldiger Mensch ist, so wie ich, wird dieses Buch wirklich eine Tortur! Ich hätte den beiden Protagonisten so gerne einfach mal einen kleinen, oder vielleicht auch großen, Schubse in die richtige Richtung gegeben! Mir ging am Anfang alles zu langsam, fast das ganze Buch über, und zum Schluss holperte dann alles so herein, da ging es mir dann wieder zu schnell.
Dieses Buch hatte für mich Höhen und Tiefen. Als Fazit kann ich sagen: Mir hat es gefallen, ich fand es gut. Von mir bekommt es 3 Punkte.

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